Wo das Öl durch Rümlang fliesst
Das Mineralöl kommt per Zug nach Rümlang und verlässt das Tanklager im Lastwagen oder über eine unterirdische Pipeline wieder. Ein Besuch auf der anderen Seite des Metallzauns.
Wer mit der S-Bahn von Rümlang nach Zürich fährt, kommt nicht umhin, die riesigen Tanks zu bemerken, die sich direkt neben dem Bahngleis erheben. Ein Blick ins Innere der Tankanlage Rümlang ist jedoch den meisten verwehrt. Das gesamte Areal ist mit einem hohen Metallzaun gesichert und die Tankwagenchauffeure, die hier Benzin, Heizöl oder Diesel beziehen, müssen sich registrieren, bevor sie bis zur Betankungsanlage vorfahren dürfen.Schnell wird klar, dass Sicherheit an diesem Ort gross geschrieben wird.
«Wir arbeiten mit Gefahrengut», erklärt der Geschäftsführer der Betreiberfirma TAR/UBAG, Andreas Imbach. Deshalb dürfen weder Handys noch Streichhölzer oder Feuerzeuge mit auf den Rundgang durchs Tanklager. Damit das Fotografieren trotzdem möglich ist, führt der Geschäftsführer ein Gerät in Handygrösse mit – ein Explosimeter. Dieses würde reagieren, falls entzündliche Dämpfe in der Luft liegen sollten.
Für die Mitarbeiter in der Gefahrenzone mag dies Alltag sein, auf unbedarfte Besucher wirkt jedoch schon das leise Kontrollpiepen des Apparats verunsichernd. «Keine Angst», beruhigt, Imbach, «wenn es ein Alarm wäre, dann würden Sie es schon merken.»
Anlieferung mit der Bahn
Der hauseigene Kopfbahnhof ist 340 Meter lang, und das gesamte Mineralöl, das in Rümlang umgeschlagen wird, wird hier angeliefert – per Bahn, und hauptsächlich am Vormittag. «Wir sind ein Morgenbetrieb», erklärt der Geschäftsführer, als er auf einem der vier Perrons steht. Von Betrieb ist im Moment wenig zu merken, denn nur ein Pumpgeräusch in der Ferne verrät, dass der verlassen wirkende Zug gerade entladen wird.
An jedem Kesselwagen ist ein Schlauch angeschlossen, der den Inhalt in einen der grossen Lagertanks führt. Die gesamte Entleerung dauert rund zweieinhalb Stunden. Pro Tag werden sechs bis sieben Züge abgefertigt: vier mit Flugpetrol, sogenanntem «Jet Fuel», und zwei bis drei weitere mit Benzin, Diesel oder Heizöl.
Bevor es ans Entleeren geht, ist jedoch Handarbeit gefragt. Die Mitarbeiter prüfen jeden einzelnen Wagen, ob er ordentlich plombiert ist, und sie entnehmen eine Probe des Inhalts. Dann wird kontrolliert, ob das Aussehen und die Dichte des Produkts stimmen. «Also ob dort, wo ‹Jet› drauf steht auch wirklich ‹Jet› drin ist», verdeutlicht Imbach. «Hier gilt Nulltoleranz. Wenn etwas nicht stimmt, dann wird nicht entladen.»
Gerade beim Flugpetrol könnte ein Fehler fatale Folgen haben – für die eigenen Mitarbeiter oder für die Fluggäste. Sobald ein Tank im Lager voll ist, wird der Inhalt deshalb noch einer genauen Laborkontrolle unterzogen, und erst wenn sich das Produkt als einwandfrei erwiesen hat, wird der Tank zur Betankung der Flugzeuge freigegeben.
Per Lastwagen oder Pipeline
Mehr Betriebsamkeit als auf dem Bahnhof herrscht an der Tankwagenfüllstelle. «Agrola», «BP» oder «Öl-Hauser» steht auf den Fahrzeugen, die hier vorfahren. Sechs können gleichzeitig betankt werden. Die Chauffeure wählen Diesel und Benzin, die sie an die Tankstellen der Umgebung liefern, oder Heizöl, das sie zu den Verbrauchern bringen. Neuerdings verfügt die Tankanlage Rümlang AG (TAR) über eine Bio Fuel Blending-Anlage. Über diese kann dem Benzin beispielsweise bis zu fünf Prozent Ethanol zugemischt werden.
Verglichen mit dem Kommen und Gehen an der Tankstelle ist die Art und Weise, wie das Flugpetrol die Lagertanks wieder verlässt, weit weniger offensichtlich. Denn dies geschieht unterirdisch, über eine doppelte Pipeline, die direkt auf das Flughafengelände führt. Dort, an rund 180 Hydranten, die auf dem Flughafenareal verteilt sind, können zahlreiche Maschinen gleichzeitig tanken. Dafür sorgen acht grosse Auslagerungspumpen in Rümlang, Imbach bezeichnet sie als das «Herzstück der Unterflurbetankungsanlage Zürich Flughafen AG (UBAG).
Je nach Anzahl Flugzeuge, die betankt werden, variiert die Anzahl Pumpen, die zugeschaltet werden – sind alle in Arbeit, etwa während der Rush Hours am Morgen oder am Mittag, können sie bis 32 000 Liter pro Minute zum Flughafen hinüber pumpen.
Vorfälle sichtbar machen
Wie auch im Rest der Anlage fallen über der Pumpanlage kurze Röhren auf, die auf die Maschinen gerichtet sind – Brandschutz-Vorrichtungen. «Damit können wir jeden Tank, jedes Bassin, jedes Pumpwerk und jede Füllstelle berieseln und beschäumen.» Auch gibt es für jedes Tankfeld einen Löschposten, von dem aus die Bassins berieselt und beschäumt werden können. «Wir in der Schweiz sind da schon gut ausgerüstet», sagt Imbach.
Das Explosimeter blieb während des Rundgangs ruhig und das Kontrollpiepsen wurde schon fast zum vertrauten Ton. Dennoch bleibt die Frage nach dem Vorfall, der vor dem Eingang zum Firmenareal auf einer Tafel angezeigt wird: «Letzter Personenunfall 18.01.16». Das Datum leuchtet in roter Digitalschrift. Ein Mitarbeiter sei auf dem Bahngleis ausgerutscht und habe sich den Arm gestaucht, erklärt Imbach. «Wir messen alles und legen grossen Wert darauf, dass keine Vorfälle unbeachtet bleiben.»
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