Yule meistert die ganz grosse Prüfung
Daniel Yule siegt in Kitzbühel im Slalom. Es ist sein dritter in dieser Saison – und an diesem Hang der erste eines Schweizers seit Dumeng Giovanoli 1968.
Ramon Zenhäusern muss schon ein bisschen schmunzeln im Zielraum. «Das ist nicht schweizerisch», sagt er. Was er meint: die Art, wie sein Kollege Daniel Yule gerade zum Sieg gefahren ist, oder besser: dessen Mentalität, die ihn zum dreifachen Sieger in dieser Saison macht. Während Zenhäusern Elfter wird. Dafür steht Reto Schmidiger erstmals seit Levi 2017 wieder in den Top Ten: Er fährt auf den neunten Rang.
Das geht aber etwas unter im Siegestaumel. Es ist Yule, der es in diesen Wochen am besten schafft, mit dem Druck umzugehen. Es ist dabei egal, wenn ihm im zweiten Lauf Fehler passieren – wie in Adelboden, wie gestern in Kitzbühel. Und egal ist auch, dass diesmal die meisten der 18000 am Hang nicht wollen, dass er gewinnt.
Weil der Österreicher Marco Schwarz an der Spitze steht. Yule nimmt ihm zwölf Hundertstel ab. Danach scheitert Lucas Braathen, der 19-jährige Norweger. Er fuhr mit Nummer 34 zur Bestzeit und lag drei Zehntel vor Yule. Auch das machte den Walliser nicht nervös.
«Es gibt Athleten, die viel schnellere Schwünge fahren können als ich», sagt Yule nach dem Rennen. Das ist eine Übertreibung, der Sieger merkt es schnell und lässt das «viel» dann weg. Aber auch er sagt: «Meine grosse Stärke liegt im Kopf.» Dieses auf den Punkt hin Bereitsein, es zeichnet Yule aus. Er wisse nicht, warum das so sei, sagt er: «Aber es war schon in der Schule so. Ich habe lieber Prüfungen geschrieben als gelernt.» Der Sohn britischer Eltern vergleicht es mit dem Training, da ist er eigentlich nie der Schnellste. Rennen – das ist, was ihn reizt.
Ein spezieller Hang für Yule
Der 26-Jährige hat in dieser Saison eine Lücke gefunden. Die an der Spitze, die Marcel Hirscher hinterlassen hat und eigentlich für andere vorgesehen war. Für Alexis Pinturault, der mal überragend, mal unterirdisch fährt. Oder für Henrik Kristoffersen, der mit der Rolle des neuen Gejagten nicht klarkommt. Es ist, als hätte sich Yule gesagt: «In diese Lücke gehöre ich, niemand anders.» Nur er hat in dieser Saison drei Slaloms gewonnen. Es ist der erste Schweizer Sieg an diesem Hang in Kitzbühel seit Dumeng Giovanoli 1968.
Das macht den Triumph speziell. Das ist der Ganslernhang für Yule ohnehin schon. Er hat hier seinen ersten Weltcupslalom bestritten, es ist acht Jahre her. Hier stand er auch erstmals auf dem Podest, das war 2018. Er brauche diese Atmosphäre, sagt er, «wie in Adelboden und Madonna».
Der beste Schweizer je
Mit seinen drei Siegen hat Yule die besten Aussichten auf die kleine Kristallkugel, den Titel für den besten Slalomfahrer des Winters. Er liegt noch 17 Punkte hinter Henrik Kristoffersen. Der hat erst einen Slalom gewonnen in dieser Saison, fährt in der Summe aber etwas konstanter. «Das ist jetzt langweilig», entschuldigt sich Yule fast, «aber ich denke nicht an die Kugel.» Sie wird ohnehin zum Thema werden, wenn er so weitermacht. Am Dienstag starten die Techniker in Schladming, Yule liebt Abendrennen wie dieses. 2018 und 2019 wurde er dort Dritter.
Noch im Dezember wurde Yule zum erst vierten Schweizer mit zwei Slalomsiegen. Mittlerweile hat er den Rest abgehängt, seine Ausbeute verdoppelt. Und es stehen noch fünf Rennen aus.
Kitzbühel (AUT). Weltcup-Slalom der Männer: 1. Daniel Yule (SUI) 1:41,50. 2. Marco Schwarz (AUT) 0,12 zurück. 3. Clément Noël (FRA) 0,37. 4. Lucas Braathen (NOR) und Henrik Kristoffersen (NOR), je 0,49. 6. Michael Matt (AUT) 0,52. 7. Giuliano Razzoli (ITA) 0,53. 8. Adrian Pertl (AUT) 0,73. 9. Reto Schmidiger (SUI) 0,79. 10. Sebastian Foss-Solevaag (NOR) 0,81. 11. Ramon Zenhäusern (SUI) 0,93. - 26 der 31 Finalisten klassiert. - Ausgeschieden u.a.: Tanguy Nef (SUI) und Alexis Pinturault (FRA).
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